Juristische Zeitgeschichte
Forschung – Aufarbeitung – Veränderung
Die juristische Zeitgeschichte rückt in zunehmendem Maße ins Blickfeld auch einer breiteren Öffentlichkeit. Wie vor ihm das Auswärtige Amt ließ nun auch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz seinen Umgang mit der eigenen NS-Vergangenheit von einer Unabhängigen Wissenschaftlichen Kommission untersuchen. Etliche andere Ministerien und Bundesbehörden wie nun die Bundesanwaltschaft tun es ihm gleich. Diskussionen über den Umgang mit Menschenrechtsverletzungen in der ehemaligen DDR sowie die Anteilnahme an Transitional Justice-Prozessen in verschiedenen Teilen der Welt verdeutlichen die Aktualität der Thematik.
In Forschungskontexten dieser Art bildet den Ausgangspunkt wissenschaftlicher Arbeit oftmals das Nachzeichnen personeller und sachlicher Kontinuitäten über zeitliche Brüche, Regimewechsel und politische Veränderungen hinweg. Vor diesem aus starrer Kontinuität und radikalen Brüchen verwobenen Hintergrund zeigt sich die Bedeutung neuer rechtlicher Entwicklungen – wie die ihres Ausbleibens – in ihrer ganzen Tragweite. Von dort aus die Missstände der Gegenwart kenntlich zu machen und Lehren für die Zukunft zu ziehen, ist die Hoffnung, die sich hier mit der Suche nach Erkenntnis verbindet.
Unsere Forschungsfelder reichen von der historischen Entwicklung des Völkerstrafrechts, insbesondere den Nürnberger Prozessen, bis zum Umgang von Staat und Gesellschaft der frühen BRD mit ihrer eigenen NS-Vergangenheit. Als Maßstab und Orientierungshilfe dienen uns die internationalen wie nationalen Menschenrechtsstandards in ihrem zeitgenössischen und modernen Entwicklungsstand.
Unser Standort könnte für diese Arbeiten nicht besser geeignet sein. Nürnberg ist Geburtsort und -Stunde des Völkerstrafrechts. In der Stadt der Reichsparteitage urteilten die Alliierten die deutschen Hauptkriegsverbrecher ab und legten damit den Grundstein der modernen internationalen Strafjustiz. Das taten sie in einem Gerichtssaal, von dem aus noch kurz zuvor das nationalsozialistische Sondergericht seinen Terror verbreitete. Die Stadt Nürnberg und die bayerische Justiz stellen sich dieser Verantwortung. Im Justizpalast besteht seit einigen Jahren das Memorium Nürnberger Prozesse, nicht weit entfernt hat die Internationale Akademie Nürnberger Prinzipien ihren Sitz. Sie bilden nur zwei der zahlreichen Partner, mit denen wir erfolgreich zusammenarbeiten.