Gedenk- und Lernort Heil- und Pflegeanstalt
Im Rahmen des Forschungsschwerpunktes Juristische Zeitgeschichte leitet Prof. Dr. Christoph Safferling die Entstehung eines Gedenk- und Lernortes rund um die ehemalige Erlanger Heil- und Pflegeanstalt.
Zwischen dem Maximiliansplatz und der Schwabachanlage erinnert nur noch wenig an die ehemalige Heil- und Pflegeanstalt, die hier einst ihren Platz hatte. Wo heute Teile des Uniklinikums und der Max-Planck-Gesellschaft stehen, befand sich bis 1977 die Vorgängerin des Bezirkskrankenhauses am Europakanal. Die 1846 eröffnete sog. Kreis-Irrenanstalt war die erste bayerische Klinik für psychisch Kranke und Menschen mit geistiger Behinderung. Unter nationalsozialistischer Herrschaft wandelte sich die heute im Volksmund als „Hupfla“ bekannte Einrichtung zu einem Ort schwerster Verbrechen. Im Rahmen der Aktion T4, dem „Euthanasie“-Programm der Nazis, wurden von Erlangen aus bis Mitte 1941 über 900 Patient*innen in die Tötungsanstalten Hartheim bei Linz und Pirna-Sonnenstein deportiert. Nachdem die Aktion T4 wegen beginnender Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit ausgesetzt worden war, führte man ab 1942 das Töten lokal in den Anstalten mittels Hungerkost weiter. In Folge dessen kamen unmittelbar in Erlangen nochmal mindestens 1000 Patient*innen ums Leben.
Diesem dunklen Kapitel Erlanger Geschichte widmet sich eine Steuerungsgruppe bestehend aus Vertreter*innen der FAU, der Stadt Erlangen und des Universitätsklinikums unter der Leitung von Prof. Dr. Safferling und unter Beteiligung des Freistaates Bayern sowie der Bezirke Mittel- und Oberfranken. Ziel ist es, auf Basis des von der Stadt in Auftrag gegebenen Rahmenkonzepts von 2020 einen Gedenk- und Lernort zu schaffen, der sowohl dem Gedenken der Opfer als auch dem Anspruch nach aus der Vergangenheit abgeleiteter, zukunftsgerichteter Forschung gerecht wird.
Als inhaltlich konzeptionell tätiges Gremium der Steuerungsgruppe führte das sog. Future Lab in Zusammenarbeit mit dem Szenografiebüro chezweitz aus Berlin und hoskins architects, Berlin & Glasgow und beraten durch einen Wissenschaftlichen Beirat aus deutschlandweit tätigen Expert*innen eine Machbarkeitsstudie durch und stellte diese am 9. Januar 2025 vor.
Um die nächsten Schritte zur Realisierung des Projekts effektiv gehen zu können, tritt an die Stelle des Future Labs nun das Gründungsbüro, eine gemeinsame Arbeitsgruppe der Steuerungsgruppe aus FAU und Stadtarchiv
Das Gründungsbüro bearbeitet die in der Machbarkeitsstudie dargelegten Aufgaben sowie die juristischen Grundlagen zur planerischen Umsetzung des Projektes. Parallel realisiert es Vermittlungsangebote und Kommunikationsmaßnahmen. Dabei wird es weiterhin vom Wissenschaftlichen Beirat und von chezweitz unterstützt und beraten.
Andresen, Sabine | Goethe-Universität Frankfurt am Main |
Gadebusch Bondio, Mariacarla | Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn |
Kenkmann, Alfons | Universität Leipzig |
Ley, Astrid | Gedenkstätte Sachsenhausen |
Lücke, Martin | Freie Universität Berlin |
Skriebeleit, Jörg | Gedenkstätte Flossenbürg |
Thiemeyer, Thomas | Eberhard Karls Universität Tübingen |
Andraschke, Udo
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FAU – Stabsstelle Sammlungen und Museen |
Bühl-Gramer, Charlotte
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FAU – Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte |
Cunningham, Gary
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Stadt Erlangen – Geschäftsbereich OBM |
Derix, Simone
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FAU – Lehrstuhl für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte |
Engel, Nicolas
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FAU – Lehrstuhl für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Organisationspädagogik |
Höpfner, Vincent
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FAU – Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Internationales Strafrecht und Völkerrecht |
Prokopek, Martin
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FAU – Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Internationales Strafrecht und Völkerrecht |
Rettig, Dorothea
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Stadt Erlangen – Stadtarchiv Erlangen |
Rösch, Mathias
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FAU – Museen, Sammlungen und Gärten der Universität |
Safferling, Christoph
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FAU – Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Internationales Strafrecht und Völkerrecht |
Wachter, Clemens
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FAU – Universitätsarchiv |
Zwißler, Till | Stadt Erlangen – Referat VI Planen und Bauen |
chezweitz | https://www.chezweitz.com/de |
Hoskins Architects
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https://www.hoskinsarchitects.com/ |
Im Rahmen des Projektes finden regelmäßig Veranstaltungen für die Öffentlichkeit statt.
- 14.09.2025 – Tag des offenen Denkmals
- 25.10.2025 – Lange Nacht der Wissenschaften
- Filmseminar ‚Ich klage an‘ (1941) – Propaganda für den Krankenmord im Spielfilm der NS-Zeit
- World Café zur Einrichtung eines Erinnerungs- und Zukunftsortes Heil- und Pflegeanstalt
- 18.11.2024 – Buchvorstellung NS-„Euthanasie“ in Franken, Die Heil- und Pflegeanstalt Erlangen, die „Aktion T4“ und das „Hungersterben“
- 27.11.2024 – Vorträge zur Strafrechtlichen Aufarbeitung der „NS-Euthanasie“ von Frau de Almeida und Frau Wendelstein
- 09.01.2024 – Vorstellung der Machbarkeitsstudie – Senatssaal im Kollegienhaus – Beginn: 18:00 Uhr
Wer mehr über die Forschung in Erlangen zu NS-Medizinverbrechen und die Heil- und Pflegeanstalt wissen will, kann sich hier (https://www.ns-euthanasie-erlangen.de/de/home) informieren.